Stellungnahme zum BRU in der Pandemie
Schule und Religionsunterricht in Zeiten der Pandemie – eine Stellungnahme des VRB
1.Religionsunterricht ist keine Nebensache
Die Situation: In vielen Schulen ist während des ersten Lockdowns der BRU auf die eine oder andere Weise abgewertet worden. In der Phase des Distanzunterrichtes fokussierte man sich in vielen Berufskollegs auf die Kern- und Prüfungsfächer. Dies war auch von Seiten der Politik so gefordert worden. Selbst da, wo Angebote in Religion bestanden, haben viele Schülerinnen und Schüler sie nicht wahrgenommen, wenn sie überhaupt ihre Aufgaben bearbeitet haben. Denn diese Schülerinnen und Schüler habe sich dann oft auf die sog. Kern- und Prüfungsfächer konzentriert. Nur da, wo Religion prüfungsrelevant ist, ist mit dem Fach häufig anders umgegangen worden. Bei Wiederaufnahme des Präsenzunterrichtes konzentrierte sich dieser oft dann ebenfalls auf die anderen genannten Fächer. Religion, das Fach, das besonders von Kontakt und Interaktion lebt, blieb in der Distanz.
Unsere Meinung: Religionsunterricht ist keine Nebensache. Er darf nicht noch einmal hinter anderen Fächern zurückstehen. Seine Erteilung muss vielmehr besonders sichergestellt werden. Eher als in anderen Fächern muss der Fokus dabei auf Präsenz- Unterricht liegen, weil der persönliche Kontakt hier besonders wichtig ist.
Denn der Religionsunterricht ist besonders gut dazu geeignet, Menschen in der Corona-Pandemie zu begleiten. Er bietet Raum, mit Ängsten, Sorgen und Fragen umzugehen. Er bietet die Gelegenheit, angesichts von sogenannten „quer- denkern“, geradeaus zu denken. Er berücksichtigt auch die Dimensionen des Lebens, die in anderen Fächern nicht im Blick sind. Er ist ein Ort ganzheitlichen Lernens.
2. Distanzunterricht schafft Bildungsungerechtigkeit und verhindert umfassendes Lernen
Die Situation: Nahezu alle Schülerinnen und Schüler haben in der Phase des Distanzunterrichtes weniger und schlechter gelernt. Denn soziale Interaktion, der persönliche Kontakt und die persönliche Beziehung zur Lehrkraft haben gefehlt und das Lernen erschwert. Besonders benachteiligt waren dabei jedoch diejenigen Schülerinnen und Schüler, die ohnehin schon sozial benachteiligt sind. Es waren die, denen in der Distanz räumlich, familiär und/oder technisch die Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen fehlten. Auch in den Betrieben waren die Voraussetzungen für ein Lernen in Distanz extrem unterschiedlich. So haben ohnehin benachteiligte Schülerinnen und Schüler oft besonders wenig lernen können, während andere da erfolgreicher waren.
Unsere Meinung: Distanzunterricht soll weitestgehend vermieden werden.
Auch sogenannter Hybrid- Unterricht, der Gruppen halbiert und einen Teil des Unterrichtes ins häusliche bzw. nicht- schulische Umfeld verlagert, führt zu den o.g. Problemen.
Stattdessen soll alles getan werden, um Präsenzunterricht weiter zu ermöglichen. Bauliche Voraussetzungen in Schulen müssen verbessert werden, ggf. Luftfilter angeschafft werden. Durch versetzten Unterrichtsbeginn und ggf. zusätzliche (Schul-) Busse soll die Enge in den öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Schulweg reduziert werden. (Viele Bus- Unternehmen wären für Zusatzaufträge dankbar!) Weiterhin müssen genügend Masken, Desinfektionsmittel etc. zur Verfügung gestellt werden. Für Lehrkräfte, die aus Gesundheitsgründen nicht persönlich unterrichten könne, sollen Wege gesucht werden, dass sie in der Schule digital präsent sein können. Für Lehrkräfte sollen ggf. FFP2- Masken zur Verfügung gestellt werden.
3. Digitalisierung ist nicht die absolute Lösung, aber notwendig
Die Situation: In der Phase des Lockdowns konnten viele Schülerinnen und Schüler nur durch ihr Handy die digitalen Angebote wahrnehmen. Dies ist auf jeden Fall unzureichend. Die Lehrkräfte haben dabei auf ihre oft sehr unterschiedliche, private digitale Ausstattung zurückgegriffen und individuelle Lösungen gesucht. Es wird daran gearbeitet, grundsätzlichere Lösungen herbeizuführen. Dies geschieht allerdings sehr langsam. Knapp zwei Millionen Endgeräte allein in NRW sind nicht so leicht beschaffen. Zudem müssen die Geräte mit der entsprechenden Software eingerichtet und betrieben werden. Diese digitale Infrastruktur ist kein Ersatz für den Präsenzunterricht, aber notwendig, wenn es zu Schulschließungen oder Quarantäne kommt.
Unsere Meinung: Alle am Schulleben Beteiligten müssen mittelfristig Zugang zu digitalen Endgeräten mit der entsprechenden Software bekommen.
Zuerst müssen dabei aber diejenigen Schülerinnen und Schüler bedacht werden, die keinen Zugang zu digitalen Endgeräten haben.
4. Ohne Medienkompetenz ist Digitalisierung sinnlos.
Die Situation: Selbst da, wo digitaler Unterricht stattfand oder stattfindet, ist er oft davon geprägt, irgendwelche Lösungen zu finden, um mit der akuten Situation zurecht zu kommen. Vielen Lehrkräften, aber auch vielen Schülerinnen und Schülern fehlt die Medienkompetenz zum Umgang mit dem digitalen Lernen. Die Medienkompetenz vieler Schülerinnen und Schüler erschöpft sich darin, mit ihrem Handy kommunizieren zu können und evtl. irgendwelche Computer- Spiele spielen zu können.
Unsere Meinung: Lehrkräfte, sowie Schülerinnen und Schüler müssen im Umgang mit den Möglichkeiten digitalen Lernens umfassend fortgebildet werden.
Dazu gehört für die Lehrkräfte der Umgang mit der entsprechenden Software (auch um etwa Videounterricht halten zu können) ebenso wie Hilfestellung bei der Erstellung digital bereitzustellender Unterrichtsgegenstände. Dies erfordert ein hohes Maß an Mehrarbeit, die bei der Arbeitsplanung in der Schule berücksichtigt werden muss!
Schülerinnen und Schüler müssen auf der anderen Seite ebenso mit diesen Formen des digitalen Lernens vertraut gemacht werden.
Hierbei ist zu berücksichtigen, dass dies in der Kürze der Zeit und angesichts anderer Herausforderungen nur bruchstückhaft möglich sein wird. Darum darf digitales Lernen auf Distanz immer nur als das angesehen werden, was es noch viel zu häufig ist: Eine Notlösung!